Jan Kretzschmar, Geschäftsführer der KW-Development, über DINKs und Empty Nester. Was unterscheidet sie und was macht sie so interessant.
In der heutigen Zeit hat sich die Art und Weise, wie Menschen leben und arbeiten, erheblich verändert. Das hat auch einen Einfluss darauf, wie die Immobilienbranche ihre Projekte umsetzt und welche neuen bzw. veränderten Lebenssituationen sie dabei einplant. Eine Zielgruppe, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, sind die sogenannten DINKs.
Das Wort “DINK” ist in Marketingkreisen mittlerweile in Allermunde. Doch nicht alle Menschen können mit diesem Begriff etwas anfangen. Es ist ein Akronym und steht für “Double Income, No Kids”, auf Deutsch also: Doppeltes Einkommen, keine Kinder. Diese Bezeichnung beschreibt Paare oder Haushalte, in denen beide Partner erwerbstätig sind und keinen Nachwuchs haben. Denn heute entscheiden sich immer mehr Menschen aus verschiedenen Gründen dafür, keine Kinder zu bekommen.
Double Income, No Kids – ein modernes Lebensmodell
DINKs zeichnen sich in der Regel durch eine höhere finanzielle Stabilität und einen größeren finanziellen Spielraum aus, da sie keine Kosten für die Versorgung oder Erziehung von Kindern haben. Dies ermöglicht ihnen oft eine gewisse Flexibilität und die Möglichkeit, ihre Ressourcen für andere Lebensziele und Interessen zu nutzen, wie beispielsweise Reisen, Bildung, Investitionen oder den Kauf von Immobilien. DINKs sind daher eine Zielgruppe, die in verschiedenen Branchen, und vor allem auch in unserem Immobilienbereich, besondere Beachtung findet.
Laut statista liegt das Bruttogehalt bei DINKS drei- bis viermal so hoch wie beim Bundesdurchschnitt. Dies ermöglicht ihnen, Immobilieninvestitionen zu erwägen und größere finanzielle Entscheidungen zu treffen. Außerdem sind sie ohne die Verantwortung für Kinder oft flexibler in Bezug auf ihre Wohnsituation. Sie können leichter umziehen, renovieren oder investieren, um ihren sich ändernden Bedürfnissen gerecht zu werden. So ziehen sie beispielsweise auch gerne in eine größere Wohnung, um Platz für Homeoffice zu schaffen. Laut Statistik besitzen rund 33 % der DINKs bereits eine Immobilie, in der sie wohnen.
DINKs vs. Empty Nesters
Ebenso spannend wie die DINKs sind die „Empty Nesters“: Die Kinder sind aus dem Haus, das Nest ist leer und das Arbeitsleben nähert sich langsam der Zielgeraden. An der Schwelle zu diesem neuen Lebensabschnitt orientieren sich viele Paare noch einmal neu. Egal ob es Hobbys, Reisen oder eben auch das Wohnen ist. Galt früher noch der Grundsatz, dass man nach dem Auszug der Kinder das Haus halten muss, um es zu vererben, erfinden sich heute viele „junge Alte“ noch einmal neu und wollen auch ihre Wohnsituation diesen Umständen anpassen. Daraus resultiert, dass es inzwischen am Immobilienmarkt eine große Nachfrage an Objekten speziell für die Altersstufe zwischen 50 und 60 gibt. Denn den Empty Nestern ist ein großes Haus mit viel Gärtnern, Reinigungsaufwand und Bedenken bei Urlaubsreisen oft zu viel Arbeit.
Hier ähneln die Empty Nester den DINKs sehr. Sie haben ein hohes Eigenkapital und hohe Qualitätsansprüche an das neue Heim. Denn durch ihre Lebenserfahrung wissen sie genau, welche Anforderungen die neue Immobilie erfüllen muss. Dabei stehen Komfort und gute Infrastruktur ganz oben auf der Wunschliste.
Für Empty Nesters gilt allerdings eine gewisse Affinität zu demjenigen Stadtteil, in dem sie aktuell wohnen. Oft suchen Menschen – besonders im fortgeschrittenen Alter – eine neue Wohnung in der Nähe der alten. Freundeskreise, Hobbys, Vereine, Einkaufsmöglichkeiten: Das alles hat sich über Jahre eingespielt und deshalb soll die gewohnte Umgebung erhalten bleiben. Diese Entwicklung können wir auch bei unseren Projekten im Berliner Speckgürtel immer wieder bemerken. So haben sich für unsere Projekte in der Elisabethstraße in Strausberg und am Bahnhof Bergfelde auch viele Interessenten gemeldet, die schon lange im Ort wohnen und sich nun verkleinern wollen.
Diese neuen Bedürfnisse muss die Immobilienbranche in ihre Planungen mit einbeziehen. Wir müssen weg von den über Jahrzehnte standardisierten Baukastenprinzipien und den immer gleichen Wohnkonzepten. Stattdessen muss das Wohnen neu gedacht werden. Vielfältige Lebenskonzepte brauchen auch variable Wohnkonzepte. Gerade in einer Zeit, wo die Digitalisierung immer mehr Raum einnimmt und wir durch das Homeoffice viel mehr Zeit zuhause verbringen, ist die Wohnung zum Fixpunkt geworden. Wir arbeiten von daheim, bekommen Essen geliefert und shoppen online. Durch die digitale Vernetzung ist es möglich, sich überall dazuzuschalten – und doch ist man allein. Unweigerlich entsteht ein Drang nach einer regen Nachbarschaft.
Beim Planen von ganzheitlichen Quartieren versucht mein Team von der KW-Development daher an alle Zielgruppen zu denken. Es kann nicht nur die Familienwohnung geben oder das Mikroapartment, sondern eben auch Wohnformen dazwischen. Die Bedeutung von Gemeinschaftsflächen hat enorm zugenommen. So haben wir zum Beispiel in unserem Projekt Beelitz-Heilstätten Reihen- und Doppelhäuser für Familien geplant, aber auch Mietwohnungen in verschiedenen Größen sowie Seniorenwohnen mitten im Ortskern. Damit können wir für Menschen in den unterschiedlichsten Lebensphasen ein perfektes Zuhause bieten und schaffen ein gesellschaftlich durchmischtes Wohnumfeld.