KW-Development-Geschäftsführer Jan Kretzschmar spricht über die Energiewende in der Baubranche und erklärt, warum Nachhaltigkeit kein Kostentreiber sein muss.
Deutschland strebt bis 2045 Klimaneutralität an und setzt dabei auf erneuerbare Energien wie Wasserkraft, Solarenergie, Windenergie, Erdwärme und nachwachsende Rohstoffe. In diesem Wandel spielt auch die Baubranche eine Schlüsselrolle, da der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Kopf allein für das Wohnen bei etwa 2,2 Tonnen pro Jahr liegt.
Die Anforderungen an nachhaltiges Bauen sind vielfältig und umfassen nicht nur Energieeffizienz und Klimaneutralität, sondern auch den Erhalt der Biodiversität, Ressourcenschonung, nachwachsende Rohstoffe, Reduzierung des Flächenverbrauchs, nachhaltige Beschaffung und die Berücksichtigung von Menschenrechten in der Lieferkette. Diese Anforderungen müssen sektorübergreifend angegangen werden, da sie die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten widerspiegeln.
Günstiges und Nachhaltiges Bauen schließen sich nicht aus
Der Kerngedanke des nachhaltigen Bauens besteht darin, diese unterschiedlichen Interessen in Einklang zu bringen und die vielschichtigen Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Werden alle diese Anforderungen beachtet, können qualitätvolle Gebäude entstehen, die sowohl den Nutzern als auch der Gesellschaft gerecht werden. Der Schlüssel für eine ganzheitlich nachhaltige und kosteneffiziente Bauweise liegt dabei in der frühzeitigen Planung. Durch ressourcenschonende Materialien, optimierte Lieferketten sowie Bauprozesse können zudem auch überflüssige Fahrten mit LKWs eingespart werden. Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes steht zudem in direktem Zusammenhang mit seiner Lebensdauer.
Ein weitverbreitetes Vorurteil des nachhaltigen Bauens ist der vermeintlich hohe Kostenfaktor. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Produkte mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zwar oft teurer sind, sich jedoch durch längere Nutzungsdauern oder niedrigere Betriebskosten langfristig bezahlt machen können. Studien zeigen, dass nachhaltig zertifizierte Projekte werthaltiger sind und geringere Leerstandsquoten aufweisen.
Wie die KWD bei ihren Projekten auf nachhaltiges Bauen umsetzt
Auch mein Team bei der KW-Development hat das Thema erneuerbare Energien bereits seit Jahren fest im Blick. Als Bauträger und Projektentwickler setzen wir konsequent auf eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung unserer Objekte und sehen den entsprechenden Gebäudeenergiestandard als oberste Priorität bei allen Vorhaben.
Zum Beispiel haben wir bei dem bereits 2019 abgeschlossenen Projekt “Grüne Aue” in Biesdorf schon eine Abwasser-Wärmenutzung verwendet. Durch diese innovative Technologie wird die im Abwasser enthaltene Wärme zurückgewonnen und sowohl im Winter zur Beheizung als auch im Sommer zur Kühlung der Gebäude genutzt. Dieser Ansatz deckt etwa ein Fünftel des Wärmebedarfs der Anlage ab, während der Antrieb der Wärmepumpe durch Strom aus einem zusätzlich installierten Blockheizkraftwerk erfolgt.
Unser aktuell im Bau befindliches Projekt Ahornplatz in der Medienstadt Babelsberg setzt ebenfalls auf erneuerbare Energien. Mit 60 Erdwärmebohrungen für Geothermieanlagen und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach wird nachhaltige Energieversorgung sichergestellt. In unmittelbarer Nähe entstehen zusätzlich mit dem Bogen Babelsberg sechs Bürogebäude, die ebenso auf Photovoltaik und Geothermie setzen.
Ein weiteres gutes Beispiel ist der Gewerbecampus am Flugplatz in Strausberg, wo wir u.a. Büroflächen und eine entsprechende soziale Infrastruktur bauen. Der Campus wird gemäß den bei der Planung geltenden, strengen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes 2023 (GEG) realisiert und erfüllt den Standard Energieeffizienzhaus 40. Hierbei sind die Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen und die Stromversorgung erfolgt größtenteils durch die Photovoltaik-Anlagen auf den Dachflächen. Die Fernwärme stammt von den Stadtwerken und wird durch Photovoltaik-Anlagen mit möglichst hohem Eigenverbrauch ergänzt. Für die ersten drei Gebäude des Areals wurde bereits im Mai 2023 der Grundstein gelegt. Diese werden sogar im als EH40 NH errichtet. Damit verbrauchen die Häuser nur noch 40% des gesetzlichen Standards an Energie.
Mit meiner KWD verfolge ich das Ziel, den Bewohnern und Nutzern unserer Gebäude den bestmöglichen Standard zu bieten. Dafür setzen wir verstärkt auf erneuerbare Energien. Denn immerhin verursacht der Gebäudesektor (Bau und Betrieb) noch rund 30 % der CO2-Emissionen. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien können damit zum Teil auch die Kosten für die Bewohner gesenkt werden. So finden sich in all unseren zuletzt begonnenen Bauprojekten Photovoltaik- und Solarthermieanlagen, Wärmepumpen und Geothermieanlagen. Auch bereits fertiggestellte Vorhaben entsprechen überwiegend dem Energieeffizienzhausstandard 55 oder 40.
Auch das Thema Biodiversität ist in unseren Projekten – neben dem nachhaltigen Bauen – allgegenwärtig. So dienen extensiv begrünte Flachdächer nicht nur dem Regenwassermanagement, sondern schaffen zusätzliche Lebensräume. Außenanlagen werden zudem häufig nicht mehr nur als Garten gedacht, sondern sehen immer häufiger naturnahe Flächen wie beispielsweise Wildwiesen vor. Dadurch reduzieren sich der Wasserbedarf in der Bewirtschaftung der Flächen und die Kosten für die Pflege bei gleichzeitiger Schaffung von insektenfreundlichen Grünflächen und Gehölzstrukturen.
Häufig unterschätzt sind die positiven Effekte von durchdachten Quartieren und des nachhaltigen Bauen. Nicht nur in der Bauphase, sondern auch in der Betriebsphase ergeben sich Synergien, die langfristig energie- und rohstoffsparend sind. Werden Bedürfnisse von Anwohnern, Angestellten oder Gewerbetreibenden bei der Entwicklung von städtebaulichen Konzepten von Anfang an mitgedacht und in die Entwicklung integriert, können Bauabschnitte aufeinander abgestimmt, die Energieversorgung gebäudeübergreifend geplant und Verkehrswege während des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie reduziert werden. Daher entwickelt die KWD überwiegend größere Projekte mit einem ganzheitlichen Ansatz.